Theater
Theater und Kirche – Theater in der Kirche – Theater als Kirche – Kirche als Theater- Kirche im Theater
Die Frage, was zuerst in der Kulturgeschichte der Menschen auftauchte, Religion oder Theater, gleicht der Frage nach der Henne und dem Ei. In der griechischen Kultur traten die Götter im Theater auf, wurden die existentiellen Fragen auf der Bühne gestellt und beantwortet.
Im Mittelalter wurde durch die Mysterien- und Passionsspiele die Geschichten der Heiligen und der Bibel der vielfach analphabetischen Bevölkerung vermittelt. Nur das Misstrauen der kirchlichen Obrigkeit machte diesen Darstellungen ein Ende, boten sie doch Freiraum für die Magie der Volksfrömmigkeit und für vieles, was sonst unartikuliert blieb.
Hier geschah in der Kulturgeschichte die Trennung, Kirche und Gottesdienst auf der einen Seite, auf der säkularen Seite das Theater. Diese religiöse, spirituelle Basis ist dem Theater erhalten geblieben. Theater bietet Raum für das Unausprechbare, weist in jeder seiner Gesten über sich hinaus, öffnet einen neuen Raum. Bei Jerzy Grotowsky, dem Erneuerer des europäischen Theaters aus Polen, findet sich der Satz: „Für mich, einen Theaterschaffenden, sind nicht die Wörter wichtig, sondern was wir mit diesen Wörtern tun, was den unbelebten Wörtern des Textes Leben einhaucht, was sie in „das Wort“ verwandelt.“
Sein Schüler, der englische Regisseur Peter Brook, beschreibt einen Moment, in dem sich die Persönlichkeiten von Spielern und Zuschauern in einem Geist vereinen. „Wenn sich solche Augenblicke der Gnade ereignen, herrscht eine ganz besondere Stille.“
Theater und Glaube befinden sich in einem dauernden Gespräch – und Kirche kann nur reich werden davon, wenn sie in diese Gespräch hineinlauscht.
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