Kunst und Kultur in der EKvW
Kunst und Kultur in der EKvW

Kunst

Kirche ist auf vielfältige Weise Veranstalterin von Kunst. Ohne kulturelle Ausdrucksformen ist sie nicht denkbar - von ihrem Anfang an.

Eine zentrale kulturelle "Sprache" ist die bildende Kunst. Viele westfälische Kirchengemeinden sind aktiv in Sachen Kunst in der Kirche. Viele können sich das vorstellen - aber wünschen sich dabei Unterstützung. Denn: "Kunst ist schön, macht aber auch viel Arbeit." (Karl Valentin)

 

Das Heft "Kunst in Kirchen" können Sie hier herunterladen.

 

Interkultur

Ein unglücklicher Begriff. Als seien Kulturen geschlossene Systeme, die, wenn sie auf andere „Kultur-Systeme“ träfen, einander bekriegten, weswegen man zwischen [lat. inter] ihnen vermitteln müsse wie die UN zwischen verfeindeten Staaten.

Kulturen sind aber keine geschlossenen Anstalten, die jeden Einzelnen dazu verurteilten, sein Leben wie eine Strafe abzusitzen. Biblisch gesehen sind es die Auszüge, die Kultur stiften: der Auszug von Adam & Eva aus dem Paradies, von Abraham aus Ur, von Israel aus Ägypten, von Jesus aus Nazareth, von Paulus aus Tarsus usw.* "Migration und Fremdheit", heißt es in der Kulturdenkschrift der EKD, "gehören zu den Grunderfahrungen des Glaubens." **

Von hier aus bestimmt sich das Verhältnis der Kirche zur Kultur: Keine Herkunft ist entscheidend, keine kulturelle „Prägung“ - Ebenbild Gottes sind allein die Individuen. Darum, wenn wir Interkultur sagen, sprechen wir tatsächlich von Misch-Kulturen - sie sind das, was sich in unübersehbarer Vielfalt bildet, auflöst, neu vermischt. Kultur gibt es nur im Plural, das ist gewiss - am Ende wohl genau so viel, wie es Menschen gibt. Jeder für sich eine Kultur. Mit ihrer eigenen Geschichte, ihrem individuellen Ausdruck.

So gesehen meint Interkultur einen Zustand, in dem ein jeder ohne Angst verschieden sein kann. ***

 

* Eingepropft in einen fremden Stamm, sind sie heraus gerissen aus ihren Familien und Sippen, ihren Clans und Cliquen, ihren Stämmen, Völkern und Religionen. Die Kirche ist die Gemeinschaft der heiligen Individuen  -  oder eben: der individuellen Heiligen.

** Vgl.: "Die Individuen, und nicht eines der Kollektive, denen sie angehören mögen, sind die grundlegende Bezugsgröße", so nochmals die Kultur-Denkschrift, "die Individuen und nicht die Völker sind die Ebenbilder Gottes."  Und ebd.: "dass der einzelne Mensch mit seinen persönlichen Gaben, seiner individuellen Biographie und den Zufällen seines Lebensortes und seiner Lebenszeit mehr ist als das, was seine Herkunftskultur aus ihm gemacht hat."

*** Denn: "Gott gab ihnen den Heiligen Geist gleichwie auch uns und machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen." Apg 15,8.

 

Erinnerung

Wir stehen auf den Schultern derer, die vor uns waren, die gelebt haben, geliebt und gelitten. Ihrer nicht zu gedenken, ihr Leben, Lieben und Leiden zu vergessen, hieße, dem Tod Recht zu geben. Auch dem Tod Unschuldiger, millionenfach verübt. Keine Kultur ohne Erinnerung.

Weshalb es keine "Erinnerungskultur" geben kann, so wie es eine Event- oder Theater- oder politische Kultur gibt. Was immer wir tun, tun wir zu ihrem Gedächtnis, zu unserem, zu Seinem.

Die Formen des Erinnerns ändern sich allerdings. Man macht ihnen oft zum Vorwurf, sie seien ritualisiert, im Gestus erstarrt. Das mag stimmen, weicht aber der Einsicht aus, dass es nicht Rituale sind, die sich erinnern, sondern einzig wir selbst. Eben dies, das eigene Erinnern, ist mit Auschwitz zu etwas geworden, das sich entzieht: Unerträglich der Versuch, dem unerträglich sinnlosen Leiden sich einzufühlen, es im Wortsinn zu verinnerlichen. Was Millionen Menschen erfuhren, bleibt der Erfahrung heute versperrt.

Und doch wäre selbst diese Distanz zu überwinden, wenn anders Auschwitz ein Mysterium würde und die Erfahrung der Opfer im Off der Geschichte entsorgt. So unmöglich es ist, sich zu erinnern, als sei es das eigene Erleben, so notwendig ist der Versuch, sich einer Erinnerung wenigstens anzunähern.

Die Generation der Zeitzeugen jedoch tritt ab. Mit den Formen des Erinnerns ändern sich auch die Zeitformen. Gegenwart wird zur nacherzählten. Biblisch gesehen geschieht Erinnern im Futur, das Nacherzählen stellt vor die Frage: Wer werden wir gewesen sein?